25 Jahre Deutsche ILCO – Erfahrung, die zählt


Auszüge aus dem Interview zum 25-jährigen Bestehen mit Initiator und Mitbegründer Dr. Konrad Arnold 

 
Deutsche ILCO: Wie kamen Sie zu dem medizinischen Fachgebiet „Proktologie"? War es Zufall oder berufliche Erfahrung, gab es Vorbilder? War das schon Ihr Gebiet vor der ILCO-Gründung? 
 
Wenn man Arzt werden will, trifft man meist schon früh im Studium eine Vorentscheidung für eine konservative oder operative Ausrichtung in der Medizin. Konstitution und Mentalität sind wohl die entscheidenden Faktoren. Ich wollte immer chirurgisch tätig werden. Die endgültige Spezialisierung kommt oft durch einen Zufall; man braucht dann etwas Begeisterungsfähigkeit zum Zufassen und viel Beharrlichkeit zum Durchhalten. Ich sollte nach zweijähriger theoretischer Vorbereitung in die Herzchirurgie einsteigen, musste aber gleichzeitig und zunächst höchst unwillig noch in einer proktologischen Sprechstunde mitarbeiten. Nach einiger Zeit hatte ich diese Sprechstunde zu übernehmen und wurde zur Weiterbildung nach London in das St. Mark's Hospital geschickt. Dort überzeugte mich das überschaubare Gebiet der kolorektalen Chirurgie und ihre Verknüpfung mit der Gastroenterologie. Vor allem aber begeisterten mich Denk- und Arbeitsweise der dortigen Ärzte­ und Pflegeteams. Das war also schon 1966, als ich mich entschied, Koloproktologie in Deutschland zu  machen. 

 

Deutsche ILCO: Was bedeutete für Sie die Gründung der Deutschen ILCO? 

 

Zwei Ziele erschienen mir dringend für unsere Stomaträger in Deutschland: einmal die Verbesserung der Operationstechnik bei der Stomaanlage und die anschließende Stomaversorgung, zum zweiten das Mündigwerden der Patienten. Zwischen beiden sah und sehe ich einen Zusammenhang! 

Natürlich hatte ich zunächst die naheliegenden Möglichkeiten ausgelotet durch Veröffentlichungen in medizinischen Zeitschriften, durch Vorträge und Fortbildungsveranstaltungen, meine Kollegen  mit  neuen  und  besseren  Methoden vertraut zu machen. Ich merkte schnell, dass ich so keine messbaren Erfolge  in  guter  Zeit würde erreichen können. Meine naiven Vorstellungen, dass dies begeistert aufgenommen und in  Therapieverbesserungen  umgesetzt  würde,  wurden  bald  enttäuscht  und  ich musste sie  ernüchtert  aufgeben. 

Der niedergelassene Kollege hat etwa ein bis zwei Stomaträger unter tausend Patienten, und für ihn sind Fortbildungsthemen wie Rheuma, Diabetes und Bluthochdruck viel dringlicher. Außerdem wird er meist versuchen, den Stomapatienten mit auftretenden Problemen wieder ins Krankenhaus zu schicken! 

Der Operateur  wandte sich schnell ab, wenn man ihm Verbesserungen gegenüber seiner etablierten Operationstechniken  unterbreiten wollte, und die auch noch aus England! Es blieb dann aber noch eine Strategie, die sich bald als richtig und erfolgreich erwies: die Stomaträger selbst sind ihre besten Botschafter. Man musste sie suchen,  aufmerksam  machen,  aktivieren,  motivieren und mit ihren Botschaften, Anliegen und  Forderungen ausziehen  lassen. Das stand für  die Gründung der  Deutschen  ILCO. 

 
Deutsche ILCO: Was geben Sie der ILCO für die nächsten  25 Jahre an Wünschen mit auf den Weg und welche Anregungen haben Sie?

 

Wenn Sie mich nach meinen Wünschen für die Zukunft der ILCO fragen, so ist sie für mich zu allererst die Vereinigung von fast 10 000 Stomaträgern. Alles Wichtige geschieht an der Basis durch Stomaträger für ihre Mitbetroffenen und für „Neue" vor und nach der Operation. Hier liegen die Hauptaufgaben, hier lebt die ILCO, hier kann nicht genug geschehen, an der Basis, in der Gruppe. Diesen Einzelnen wünsche ich so viel Gesundheit und Integration wie möglich. Geht es dieser Basis gut, lebt sie intensiv und expansiv, dann stehen auch die höheren Strukturen fest da und können weiterhin entschlossen und erfolgreich die Belange der ILCO nach außen vertreten.